Kritik zu "Nichts neues aus Hollywood"

 

aus: Märkische Allgemeine Zeitung , 19.6.2000Hollywoods Glitzerleben geht immer weiterDas "Theater am Weinberg" wurde zur Premiere des neuen Stücks mit "standing ovations" bedacht Kleinmachnow. Mehr als 400 Freunde, Bekannte, Eltern und Theaterliebhaber waren am Freitag in die Kammerspiele gekommen. Sie wollten das "Theater am Weinberg" nicht verpassen. Die technischen Probleme, die den Beginn der Premiere "Nichts neues aus Hollywood" um einige Minuten verzögerten, heizte die Stimmung erst recht an. Was die 25 Schüler und Schülerinnen unter der Leitung von Kathrin Heilmann in zwei Stunden auf die Bühne brachten, riß die Zuschauer dann am Ende von den Sitzen.

 

Der Inhalt des Boulevard - Stücks von Curt Goetz, dass im Hollywood der dreißiger Jahre spielt ist schnell erzählt: Drehbuchautor Cliff Clifford feiert seinen 40. Geburtstag. Auf der Party trifft sich die schillernde Personage der "Traumfabrik", eine Ansammlung oberflächlicher Gestalten, für die Geld, Erfolg und Sex die wichtigsten Dinge im Leben sind. Cliffords Geliebte Gwendolin nimmt Reißaus. Die Eifersucht treibt ihn auf eine Farm. Dort stellen sich nach und nach auch die anderen Protagonisten ein. Um Gwendolin zur Rückkehr zu bewegen, ersinnt Clifford einen Plan. Er behauptet, sie sei tot, und arrangiert eine falsche Beerdigung.
Die Rechnung geht auf und trotzdem will sich kein Happy - End einstellen. "It's no business like showbusiness" singt die ganze Truppe zum Schluß, und das Glitzerleben geht weiter Überhaupt sind die musikalischen Einlagen das große Plus der Aufführung. Ein schöner Einfall, die Umbaupausen mit kurz angerissenen Filmmusiken zu versüßen ( "Young - Brass - Company" ) und Duette einzustreuen. Der Klassiker "Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche" paßte haargenau. Bewundernswert auch die Leistung Kathrin Heilmanns, die nicht nur schwierige Dialoge zu inszenieren hatte, sondern auch derbe Prügel - und anspruchsvolle Tanz - Szenen mit den jungen Schauspielern perfekt einstudierte. Um den ganzen Laden zusammen zu halten, bedurfte es einer gehörigen Portion Theaterbegeisterung bei den Schülern, die seit September geprobt hatten.
Die Leidenschaft der jungen Leute ließe sich beim nächsten Mal vielleicht auf ein Stück lenken, das heutiger ist als Goetzens Boulevard. Ohne das zentrale Thema "Liebe" wird es aber auch dann wohl nicht gehen. Weitere Aufführungen in den Kammerspielen: 20., 21. und 23. Juni, jeweils 19 Uhr. Karten an der Abendkasse.

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ÜBRIGENS...
...konnte man die Premiere des neuen Stücks der Schüler vom Weinberg - Gymnasium ohne Abstriche als gesellschaftliches Ereignis bezeichnen. Halb Kleinmachnow war zu den Kammerspielen gepilgert. Doch wie sehr man auch den Kopf reckte, Kommunalpolitiker entdeckte man keine. Ausnahmen bestätigen die Regel.